Ein Zauber auf der Violine

Das Weihnachtskonzert des Kulmbacher Kammerorchesters gehört zu Weihnachten wie der Tannenbaum oder Plätzchen. In der Corona-Zeit mussten viele Menschen auf die weiche und so heimelige Klangwolke verzichten – jetzt sind die Musiker wieder zurück und begeisterten mit ihrem Auftritt in der Kreuzkirche. Dirigent Thomas Grünke, der das Orchester vor einigen Jahren von Horst Degelmann übernommen hatte, hat in diesem Jahr ein gutes Händchen bei der Auswahl der Stücke bewiesen: klassisch, traditionell, aber auch festlich und stimmungsvoll war das Konzert, das so richtig Lust auf Weihnachten und ein bisschen glanzvollen Zauber machte.

Technik war gefragt

Die Streicher haben sich in diesem Jahr Unterstützung durch Sandra Bazail Chaves und Walter Gossel (Klarinette) geholt. Und sowohl das Auftaktstück – die festliche Weihnachts-Sinfonie von Giovanni Ferradini, bestehend aus den Sätzen Allegro, Andantino und Allegro –, als auch das Schlussstück von Georg Philipp Telemann in d-moll – bestehend aus den Sätzen Largo, Andagio, Allegro und Vivace – kamen beim Publikum bestens an. Vor allem beim Vivace waren die Violinen gefordert. Denn schnelle Läufe verlangen viel Technik.

Der absolute Höhepunkt des Konzertabends in der Kreuzkirche indes war Franz Schuberts Ronda A-Dur. An der Solo-Violine brillierte Albert Hubert. Er zauberte mit Bogen und Instrument. Ob zarte Töne in den höchsten Lagen oder schnelle, anspruchsvolle Passagen: Albert Hubert überzeugte mit seiner Virtuosität und Professionalität. Ohne viel Aufhebens um die eigene Person zu machen, ohne Dramatik begeisterte Albert Hubert. Er entlockte der Violine satte, mitreißende Klänge, die die Herzen der Menschen erreichten. Das Publikum war so begeistert, dass der Musiker Spontan-Applaus einheimste.

Aber auch Sopranistin Marion Schmid verhalf dem Konzert zu Glanz. Sie begeisterte mit „Nun jauchzet all, ihr Frommen“ von Bartholomäus Gesius, mit „Er weidet seine Herde“ aus dem Messias-Oratorium von Georg Friedrich Händel sowie mit „Domine Deus“ aus Vivaldis berühmtem Gloria. Gänsehautstimmung erzeugte Marion Schmid mit den Evergreens „Laudate Dominum“ und mit dem feierlichen „Panis angelicus“ von Cesar Franck.

Seit 1978 ist Ludwig Weilbacher dabei

Das Kulmbacher Kammerorchester hat die Corona-Zeit gut überstanden, auch wenn die Zahl der Streicher deutlich zurückgegangen ist. Ludwig Weilbacher, der schon 1978, als das Kammerorchester unter dem Namen „Streichorchester der Städtischen Musikschule Kulmbach“ gegründet worden ist, dabei war, spielte auch in diesem Jahr wieder mit. Er ist der letzte der Gründungsmitglieder, der dem Orchester als erste Violine den Rücken stärkt.

aus: Bayerische Rundschau